Es gibt Transformationen, die sich wie ein sanftes Wachsen anfühlen. Und es gibt Transformationen, die alles erschüttern: Identität, Selbstwahrnehmung und die Beziehung zur Welt.
Die Heilung eines tiefen Bindungstraumas gehört zu den tiefsten Transformationsprozessen, die ein Mensch durchlaufen kann.
1. Was ist ein Bindungstrauma – und warum prägt es alles?
Bindungstrauma entsteht in den ersten Lebensjahren, wenn unser Bedürfnis nach Sicherheit, Nähe und emotionaler Resonanz nicht zuverlässig erfüllt wird.
Das kann bedeuten:
- Emotionale Abwesenheit der Bezugspersonen
- Unberechenbarkeit oder Überforderung im Kontakt
- Trennungserfahrungen ohne kindgerechte Erklärung
- Missbrauch oder Vernachlässigung
Für das kindliche Nervensystem bedeutet das:
„Ich muss mich anpassen, um geliebt zu werden“ oder „Ich bin nicht sicher, so wie ich bin.“
Diese Prägung wirkt später in allen Lebensbereichen: in Beziehungen, im Selbstbild, im Umgang mit Arbeit, Zielen und sogar in der Spiritualität.
Beispiel aus meinem Leben:
In meiner eigenen Kindheit verschwand mein Vater, als ich drei Jahre alt war, plötzlich aus meinem Alltag. Er sprach nicht mit mir, verabschiedete sich nicht. Auch meine Mutter war emotional verschlossen. Sie schwieg. Ich ging in die Erstarrung, liess mich nicht mehr umarmen. Denn sonst hätte ich fühlen müssen – und das wäre zu viel gewesen. Das Gefühl von Sicherheit fehlte – und damit wuchs ein stiller Hunger nach Verbindung, der mich jahrzehntelang begleitete.
2. Warum Heilung so radikal wirkt
Wenn ein Bindungstrauma heilt, geschieht mehr als eine Verhaltensänderung.
Es ist eine Neuorganisation der tiefsten Ebenen unseres Seins:
- Das alte Überlebensmuster fällt weg – geprägt von Misstrauen, Anpassung oder ständiger Alarmbereitschaft.
- Die gewohnte innere Orientierung bricht zusammen.
- Das Nervensystem kennt den neuen Zustand noch nicht – und fühlt sich, als würde es den Boden verlieren.
Dieser Moment kann sich wie Sterben anfühlen:
Die alte Identität löst sich auf, ohne dass die neue schon greifbar ist.
3. Das Niemandsland – zwischen Alt und Neu
Nach diesem „Tod“ folgt oft eine Übergangsphase:
- Alte Muster funktionieren nicht mehr.
- Neue Reaktionsweisen sind noch nicht automatisiert.
- Du erlebst Momente tiefer Ruhe – gemischt mit Orientierungslosigkeit.
Es ist ein Niemandsland, das dein System nutzt, um neu zu lernen:
Sicherheit entsteht nicht mehr durch Kontrolle oder Anpassung, sondern durch echte innere Verbindung.
Beispiel:
In meinem eigenen Prozess – unterstützt durch Iboga – erlebte ich diese Leere ganz existenziell.
Ich fühlte, dass die alte Identität gestorben ist. Ich war wie ein neugeborenes Kind: leer von den alten Mustern, aber offen für das Unbekannte.
4. Die Wiederkehr der Seele – Verkörperung
Viele Trauma-Überlebende leben lange „nicht ganz hier“.
Teile der Lebenskraft und Seele ziehen sich zurück, um Schmerz zu vermeiden.
Wenn das Nervensystem wieder Sicherheit meldet, kehren diese Anteile zurück.
Das zeigt sich in:
- Mehr Präsenz im Körper
- Tieferem Fühlen
- Klareren Grenzen und echterer Begegnung
Mit der Zeit entstehen neue neuronale Verknüpfungen:
- Du reagierst weniger reflexhaft, mehr aus bewusster Wahl.
- Du spürst dich selbst klarer – auch in der Beziehung zu anderen.
- Du kannst Nähe zulassen, ohne dich zu verlieren.
Viele beschreiben, dass sich ihre Wahrnehmung verändert:
Farben wirken intensiver, Begegnungen echter, die Verbindung zu Natur und Spiritualität tiefer.
Es ist, als würde die eigene Seele endlich im Körper ankommen.
5. Eine neue Beziehung zur Welt
Bindung ist die Basis, wie wir mit allem in Beziehung treten.
Wenn diese Basis von Mangel und Unsicherheit auf Fülle und innere Sicherheit umgestellt wird, verändert sich alles:
- Partnerschaft: Begegnung statt Bestätigungssuche
- Arbeit: Kreativität statt Leistungsdruck
- Spiritualität: Erdung statt Lichtflucht
Das ist kein „Erleuchtungsmoment“, sondern ein verkörpertes Erwachen – eine gelebte, gefühlte Neuordnung. Das Leben fühlt sich nicht mehr an wie ein Überlebenskampf, sondern wie ein authentischer Ausdruck des eigenen Wesens.
Fazit
Die Heilung eines tiefen Bindungstraumas ist eine radikale Transformation. Sie fordert Mut, Geduld und die Bereitschaft, das Alte sterben zu lassen, ohne zu wissen, wie das Neue sich anfühlen wird.
Doch wer diesen Weg geht, erlebt nicht nur mehr Leichtigkeit in Beziehungen, sondern eine neue Art zu leben: verwurzelt, verbunden und frei.
Wenn dich dieser Weg ruft, begleite ich dich gern.
In meinem Kurs „Die Beziehung zu dir“ tauchen wir tief ein in die Verbindung von Nervensystem, innerem Kind, Traumaheilung und wahrer Selbstverbindung.
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Herzlich
Sara
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