
Viele Menschen suchen in der Spiritualität das Licht. Die Ekstase, den Durchbruch, den Moment, in dem alles klar wird und das Ego verschwindet.
Ich kenne diese Suche. Ich habe sie gelebt. Ich hatte tiefe Erfahrungen des Einsseins, Ekstasen, Weite, Stille, Zustände, die sich anfühlen wie Erleuchtung.
Und doch – irgendwann kam die Ernüchterung. Nicht, weil das Erleben falsch war, sondern weil ich merkte: Es fehlt der Körper. Es fehlt das Leben. Es fehlt das Fühlen.
Ich bemerkte es zuerst bei anderen: dass etwas nicht stimmte, dass sie abwesend wirkten, über Liebe sprachen, aber wenig davon lebten. Ich studierte diese Menschen, lange und genau. Und irgendwann erkannte ich, dass ich selbst in dieselbe Abspaltung geraten war.
Vielleicht nicht so stark wie jene, doch spürbar genug: eine subtile Entfernung vom Körper, vom Herzen, vom echten Menschsein. Eine Spiritualität, die glänzte, aber mich nicht mehr nährte.
Viele spirituelle Wege führen nicht in die Ganzheit, sondern in eine subtile Form der Dissoziation. Und wir nennen es „Erwachen“.
1. Die Illusion der spirituellen Tiefe: Wenn Menschen in die Weite flüchten
Es gibt spirituelle Lehrer, die beeindruckend wirken. Sie sitzen still. Sie sprechen klar. Sie zeigen uns den Weg ins reine Bewusstsein. Doch wenn man ihnen zwischenmenschlich begegnet, fehlt etwas: Empathie. Berührung. Nähe. Herz. Beziehung.
Was oft als „Erleuchtung“ präsentiert wird, ist in Wahrheit eine Form von spiritueller Distanzierung:
- Gefühle werden beobachtet, aber nicht gefühlt.
- Der Körper wird verlassen.
- Schmerz wird „transzendiert“, nicht integriert.
- Nähe wird als „Ego“ abgewertet.
- Bindung wird als „Unfreiheit“ gesehen.
- Menschlichkeit wird als Störung empfunden.
Diese Form der Spiritualität ist nicht böse. Sie ist oft das Ergebnis ungelöster Traumata. Menschen, die früh lernen mussten, sich innerlich zu entfernen, finden in der Spiritualität eine elegante, hochentwickelte Form der Flucht. Und wir nennen sie „Meister“.
2. Warum so viele Gurus nicht verkörpert sind
Der Westen romantisiert Gurus aus Indien und anderen Traditionen. Wir glauben, sie hätten etwas erreicht, das wir nicht verstehen.
Doch viele von ihnen sind:
- emotional unterentwickelt
- beziehungsunfähig
- narzisstisch strukturiert
- sexuell übergriffig oder grenzlos
- in einem dissoziativen Bewusstseinszustand festgefahren
Nicht alle, aber sehr viele. Auch jene, deren Lehren auf den ersten Blick tief, präzise und transformierend wirken.
Wie kann das sein?
Weil spirituelle Brillanz und emotionale Reife zwei völlig verschiedene Entwicklungswege sind.
Ein Mensch kann:
- geniale Erkenntnisse haben
- brillante Meditationen anleiten,
- philosophisch hoch entwickelt sein,
- und gleichzeitig emotional unreif bleiben.
Warum?
Weil die meisten traditionellen Wege einen zentralen Punkt vermeiden: Den Körper.
Statt:
- Gefühle halten
- Bindung regulieren
- Trauma lösen
- Nähe zulassen
- Menschsein umarmen
wird der Weg „nach oben“ gewählt:
- Leere
- Stille
- Weite
- Transzendenz
- Loslösung
Das sieht heilig aus, aber es ist häufig eine spirituell verpackte Überlebensstrategie.
Ein Mensch, der seine inneren Kinder nicht halten kann, hat keine Kapazität für echte Nähe.
Ein Mensch, der den eigenen Schmerz nicht integriert hat, kann andere nicht wirklich sehen.
3. Wahres Erwachen beginnt dort, wo wir Mensch werden
Der tiefste Weg ist nicht: „Ich bin reine Präsenz.“
Der tiefste Weg ist: „Ich bin Präsenz, die in einem menschlichen Körper lebt und ich kann mit allem da sein, was hier auftaucht.“
Es ist leicht, erleuchtet zu wirken, wenn man keine Beziehung führt. Keine Kinder hat. Keine Verantwortung. Keine Bindung. Keine Konfrontation mit der Welt.
Aber wahre Transformation zeigt sich dort, wo es weh tut:
- im Herzen
- im Nervensystem
- in Beziehungen
- in Triggern
- in Verletzlichkeit
- in Nähe
- in Grenzen
- in Wahrheit
- in der Fähigkeit, mit sich selbst zu bleiben
Das ist Verkörperung. Das ist Erwachen. Das ist Reife.
4. Tiefer fühlen ist nicht das Problem. Nicht fühlen ist das Problem
Viele Menschen haben Angst vor Tiefe.
„Wenn ich alles fühle, stürze ich ab.“
„Wenn ich den Schmerz öffne, zerbreche ich.“
„Wenn ich mich einlasse, verliere ich mich.“
Doch die Wahrheit ist: Du stürzt nicht ab, weil du tief fühlst. Du stürzt ab, weil du allein fühlst.
Tiefe ist nicht gefährlich. Tiefe ist unsere Natur. Tiefe ist die Sprache der Seele.
Gefährlich wird es nur, wenn wir:
- keinen Halt haben
- emotional verlassen wurden
- traumatisiert wurden
- nie gelernt haben, uns zu regulieren
- keine sichere Bindung kennen
Tiefe MIT Körper ist Heilung. Tiefe OHNE Körper ist Dissoziation. Und genau deshalb ist die Verkörperung der Schlüssel.
5. Der Weg nach vorne ist ein Weg nach innen, nicht nach oben
Wenn du wirklich erwachen willst, frage dich nicht:
„Wie löse ich mich vom Ego?“
„Wie komme ich in den Zeugen?“
„Wie entleere ich den Geist?“
Sondern:
- Kann ich atmen, wenn es weh tut?
- Kann ich bleiben, wenn Angst kommt?
- Kann ich fühlen, ohne zu flüchten?
- Kann ich Nähe zulassen?
- Kann ich Grenzen setzen?
- Kann ich den Körper als Tempel der Wahrheit sehen?
- Kann ich Mensch sein – nicht nur Bewusstsein?
Das ist das höchste spirituelle Training.
Nicht das Sitzen in Höhlen.
Sondern:
Das Sitzen in sich selbst.
6. Meine Wahrheit heute
Ich bin nicht mehr auf der Suche nach Erleuchtung. Ich suche nicht nach Weite. Ich suche nicht nach besonderen Zuständen.
Ich suche nach:
- Wahrheit
- Präsenz
- Verkörperung
- emotionaler Reife
- Liebe, die ich halte und empfangen kann
- einem Herz, das sich nicht mehr selbst verlässt
- einem Leben, das von innen heraus geführt ist
Meine stärksten spirituellen Erfahrungen waren nicht die weiten, stillen, leeren Momente.
Es waren die Momente, in denen ich mitten im Schmerz sitzen konnte, ohne mich zu verlieren.
Dort beginnt Erwachen. Dort beginnt eine neue Art von Freiheit. Dort beginnt das Leben.
7. Und vielleicht ist das die wahre Erleuchtung
Nicht die, die man sieht. Nicht die, die man predigt. Nicht die, die man bewundert.
Sondern die Erleuchtung, die still im Körper entsteht.
Wenn man:
- bleibt
- fühlt
- atmet
- liebt
- hält
- heilt
- Mensch ist
Und plötzlich merkt:
Ich bin hier. Ich bin ganz. Ich bin zu Hause in mir.
8. Für alle, die den Weg der Verkörperung gehen wollen
Viele Menschen glauben, der verkörperte Weg sei „zu viel“, „zu menschlich“, „zu schmerzhaft“, um wirklich spirituell zu sein. Doch die Wahrheit ist:
Der mutigste Weg ist der einzige, der uns wirklich befreit.
Nicht die Flucht nach oben, sondern das Ankommen in uns selbst. Nicht das Licht ohne Schatten, sondern das Licht mit Schatten. Nicht die Abspaltung vom Körper, sondern die Rückkehr zu ihm.
Durch das Fühlen entsteht Reife. Durch das Halten entsteht Tiefe. Durch das Menschsein entsteht wahres Erwachen.
Wenn du diesen Weg gehen willst, bewusst, geführt und sicher:
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Ich begleite dich auf dieser Reise.
Herzlich,
Sara
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